Jetzt ist es endlich bestätigt: Man kann im Schlaf lernen. – Allerdings muss ich sagen, dass ich das bereits vor vielen Jahren im Englisch-Unterricht immer schon vermutet habe.
Und ist nicht dieses geheime Wissen schon seit Einführung der Schulpflicht in der Weimarer Republik hinlänglich belegt: „Alles schläft und einer spricht – das nennt sich Unterricht.“
Auf jeden Fall haben jetzt Schweizer Psychologen im Experiment den Beweis anstellen können, dass selbst der schlafende Mensch etwas lernen kann. Früher musste man ja immer wach sein, um sich etwas Neues auf die Festplatte zu schaffen. Jetzt endlich ist Schluss damit.
Ich sehe schon, wie sich angehende internationale Kaufleute über Nacht Mandarin „draufschaffen“, die Spieler des 1. FC Köln erlernen neue Spielzüge erlernen und Pietro Lombardi lernt richtiges Deutsch! Toll!
Als Student hatte ich eine ähnliche Idee, die leider nicht verfing: Ich hatte die Hoffnung, dass mir die bloße Anschaffung dicker Fachbüchern das Lesen ebendieser ersparen würde. – Ich habe es sehr oft probiert, geklappt hat es bei keinem!
Die Psychologen haben nun den 41 Probanden – während diese schliefen – über Kopfhörer Fantasievokabeln vorgespielt. Also erfundene Worte ohne Bedeutung. So schöne Worte wie „Guga“ oder „Covfefe“. Diesen wurden dann Bedeutungen zugordnet (z.B. Elefant). Anschließend sollten die Probanden im Wachzustand entscheiden, ob das zuvor gehörte Wort einen Gegenstand bezeichnet der größer oder kleiner ist als ein Schuhkarton. 60% der Antworten waren richtig!
Ein Wahnsinn des Lernerfolges!! 60%. Das ist dreimal die SPD!!! Und: Das ist mehr als wenn man einfach irgendwas ankreuzen würde – dann wäre die Wahrscheinlichkeit richtig zu antworten nur bei 50%.
Und mir fällt da schon wieder mein Englisch-Unterricht ein. Wenn man beim Vokabel-Test eher gefühltes Wissen präsentierte und auf gut Glück übersetzte, war das meist lediglich zu 60% richtig.
Vielleicht haben die Selbstoptimierer und Perfektionisten bereits neue Kopfhörer bestellt, aber so richtig erfolgreich ist das „im Schlaf“ lernen nun doch nicht. Und ich gebe zu bedenken, dass die Nacht zwar nicht allein zum Schlafen da ist, aber der Schlaf eben kein notwendiges Übel darstellt, sondern unserem Gehirn die Möglichkeit gibt, Erlebtes, Erlerntes und Unnötiges zu ordnen und zu verarbeiten. D.h. unser Gehirn arbeitet bereits im Schlaf! Nur wir schlafen eben und kriegen davon nichts mit! Und wir glauben nun, dass wir unserem armen Hirn noch zusätzliche Arbeit machen sollten? – Das ist dann wie beim Multitasking. So richtig klappt es nur selten! Oder haben Sie bereits schon mal das Gewürzregal sortiert und gleichzeitig ein Buch gelesen? Eben!
Wer mehr wissen will:
A. Züst, S. Ruch, R. Wiest und K. Henke (2018): Implicit Vocabulary Learning during Sleep Is Bound to Slow-Wave Peaks. Current Biology, Vol. 29, Issue 4